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Schmerzen hatte ich keine, trotz dem, was vorgefallen war. Es war Demütigung, die ich empfand. Demütigung und Schwäche und Ärger über mich selbst. Warum hatte ich es nur soweit kommen lassen? Ich wusste doch, dass er gereizt war. Diese blöde Bratpfanne hätte ich nicht übersehen dürfen.
Diese Wut raubte mir den Atem. Ich rede mit kaum jemandem darüber. Keiner würde es verstehen und ihn hassen. Dabei ist er der Grund, warum ich bin, wie ich bin. Ein herzensguter Mensch, der mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hatte, wie er auch.
Es ist nicht immer alles schwarz oder weiß, hell oder dunkel, leicht oder kompliziert,
gut oder böse. Als Kind weiß man irgendwann, dass man nicht lügen soll, nicht stehlen und die Menschen um sich herum nicht schlagen darf.

Was ist aber, wenn man selbst geschlagen wurde? So wie er? Kann er dann für das, was er mit antut, etwas für? Seine Prinzipien sind nicht falsch: „Du sollst nicht lügen, stehlen oder betrügen“.
Ehrlichkeit stand für ihn an oberster Stelle. Das schätze ich bis heute an ihm.

Aber was ist, wenn das Böse seine guten Seiten hat und das Gute seine schlechten?
Was ist, wenn diese Grenze verschwimmt? Ich weiß was dann ist. Dann entsteht das, was mir durch meine Kindheit immer wieder passiert ist.

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Eine schöne Kindheit, mit dunkeln Erlebnissen. Ich will nicht übertreiben und eine Drama aus der Geschichte machen. Aber ich muss mich davon lösen, wenn ich verdränge, verleugne ich einen Teil von mir. Einen sehr wichtigen Teil und eine wichtige Zeit, die mich geprägt hat und zu dem Menschen macht, der ich heute bin.

Manchmal, wenn ich Bücher lese, sehe ich, dass ich nicht alleine bin. Auch andere Menschen erleben täglich und weltweit Gewalt. Das Schreiben hilft ihnen.
Ich habe es ziemlich gut. Ich darf studieren, bin eigentlich gesund und habe meine eigene kleine Wohnung und eine große Liebe; die Musik, auch die habe ich von ihm.


Ich lag schon im Bett als er nach Hause kam. Nach einem Streit mit meiner Mutter war er zum Sport gegangen, so wie er das Montag abends immer tat. Ich hasste beide dafür, dass sie seit Monaten so stritten und sich misstrauten. Ich hasse meine Mutter dafür, dass sie mir ihren Kummer anvertraute, wobei sie meiner Meinung nach selbst Schuld hatte. Sie hätte ja nicht fremdflirten müssen. Aber ich glaubte nicht, dass das das Problem war. Irgendetwas war in ihrer Ehe kaputtgegangen.

Ich schlief schon, war aber hellwach, als er meinen Namen rief. Dieser bittersüße Ton verreit mir, dass